Lucia de Bahia - eine Tänzerin entsteht
Manchmal entstehen Bilder aus einem Impuls, einem Spiel mit Farbe, einem leichten Pinselstrich – und manchmal tanzt plötzlich eine Figur über die Leinwand, die man selbst nicht kommen sah.
So war es bei Lucia de Bahia.
Eigentlich hatte ich an diesem Sommertag gar nichts Konkretes vor. Ich war in meinem Sommeratelier, von Licht und Vogelgezwitscher umgeben, die Farben lagen bereit, aber meine Gedanken waren weit entfernt von Ballerinen. Und dann passierte es: Aus wenigen Linien entstand eine grazile Figur, eine Tänzerin, filigran, fast schwebend – und mit einem Kleid, das aussieht, als wäre es aus bunten Tupfen gemacht. Leicht. Lebendig. Und irgendwie ganz für sich.
Sie tanzte. Allein.
Auf einer grünen Leinwand, die für manche leer wirken mag – für mich aber ein Raum ist, in dem Lucia sich frei bewegt.
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Der Name, der sie zum Leben erweckte
Es war mein Mann Thomas, der sie plötzlich mit ganz anderen Augen sah.
„Die sieht aus wie eine brasilianische Tänzerin“, meinte er. „Aus Salvador de Bahia.“
Und da war der Name geboren: Lucia de Bahia.
Klangvoll. Stolz. Ein wenig geheimnisvoll.
Lucia hat etwas von diesen Frauen, die man in Bahia tanzen sieht – nicht in Ballettsälen, sondern auf den Straßen, bei Festen, in Momenten der Hingabe. Sie trägt die Eleganz einer klassischen Ballerina, aber auch die Wärme und Wildheit einer Kultur, die voller Musik, Spiritualität und Lebensfreude ist.
Eine Widmung für Mathias
Diese Tänzerin habe ich meinem Schwager Mathias gewidmet.
Er hat einen Blick für das Besondere. Für das, was zwischen den Linien schwebt. Für jene kleinen, leisen Schönheiten, die andere vielleicht übersehen.
Lucia tanzt also nicht nur für sich – sie tanzt auch für ihn. Und vielleicht ein kleines bisschen für uns alle.
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So ist Lucia entstanden
Die Leinwand war längst vorbereitet – ich habe sie schon vor einigen Tagen in ein sattes Grün getaucht. Das mache ich gern: Farben vorausdenken. Hintergründe anlegen. Die Bühne bereiten, ohne zu wissen, wer später darauf tanzt.
Dann kam der Moment, in dem ich zu den Kreidestiften griff und mit einer ruhigen Hand die filigrane Silhouette entstehen ließ: die Haltung, die Bewegung, die Spannung im Körper.
Und dann – der kreative Kniff:
Mit einfachen Ohrenstäbchen habe ich Lucia ihr Tupfenkleid gegeben. Tupfer für Tupfer. Farbe für Farbe. Punkt für Punkt.
Fast wie Musik – nur ohne Ton.
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Lucia ist für mich...
…eine Erinnerung daran, dass Kreativität manchmal ihre ganz eigene Richtung nimmt.
Dass Kunst nicht geplant sein muss, sondern auch einfach passieren darf.
Dass Farben, Formen und Gedanken sich zu etwas verbinden können, das einen selbst überrascht.
Und dass manchmal ein liebevoller Blick von außen – wie der von Thomas – der Schlüssel ist, damit ein Bild seine Geschichte erzählen kann.
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Lucia de Bahia tanzt jetzt in meinem Atelier.
Und wer weiß – vielleicht wird sie nicht die Einzige bleiben.
Eure Heike
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